Die Wintersportsaison 2022/2023 ist im Erzgebirge beendet. Diesmal hat es etwas länger gedauert, aber nun soll noch einmal Bilanz gezogen werden. War der letzte Winter gut, schlecht oder mittelmäßig verlaufen?
Fazit der zurückliegenden Wintersaison im Erzgebirge
Insgesamt kann der Winter als "schwierig" bezeichnet werden. Zwar zählt er nicht zu den mildesten der letzten Jahre, aber er bot vor allem wenig winterliche Konstanz. Besonders in Kammlagen, wo in guten Wintern eine durchgängige Schneedecke zu verzeichnen ist, war der Winter durch zeitweise sehr milde Witterung geprägt, die dazu noch die touristisch wichtigen Zeiträume der Weihnachts- und (sächsischen) Winterferien betroffen hat. Im unteren Bergland waren die winterlichen Phasen dagegen durchschnittlich bis leicht überdurchschnittlich ausgeprägt im Vergleich der letzten 15 Jahre. Hier gab es deutlich schlechtere Winter.
Meteorologisch kann man die 2 Facetten des Winters anhand der Durchschnittstemperaturen und der Kältesummen gut nachvollziehen: Nimmt man die Durchschnittstemperaturen der Monate Dezember bis März, so war es ein milder Winter mit dem Dezember als vergleichsweise kältesten Monat. Bei Betrachtung der Kältesummen war es dagegen ein eher kälterer Winter im Vergleich der letzten 15 Jahre. Das bestätigt die Kontraste und stark gegensätzlichen Witterungsphasen.
Der Winter begann Anfang und Mitte Dezember mit einer sehr kalten Wetterlage, aber eher geringen Naturschneehöhen. Tauwetter pünktlich vor Weihnachten leitete eine markant milde Witterungsphase über 4 Wochen ein. Selbst die Mitte Dezember angesammelten Kunstschneedepots waren in allen Skigebieten mehr oder weniger schnell aufgebraucht, sodass selbst am Keilberg im Januar für 2 Wochen der Skibetrieb komplett pausieren musste. In der dritten Januardekade kam dann der Winter zurück mit zumindest ausreichender Schneelage für Skilanglauf und kalten Temperaturen. Ab Mitte Februar war es erneut sehr mild und der bereits nicht allzu üppige Naturschnee war erneut komplett abgetaut.
Ende Februar kam der Winter dann doch noch zurück und Anfang März boten sich die vielleicht besten Wintersportbedingungen der Saison. Später folgte recht turbulentes Wetter mit teils Starkregen bis in Kammlagen und anschließend wieder kräftigem Neuschnee. Spätestens am 19. März war die Langlaufsaison aufgrund anhaltender Regenfälle und milder Witterung beendet. Das war deutlich früher im Vergleich zu den beiden Vorjahren. Konstanteres, kühles Wetter folgte erst wieder Anfang April - aber da war der Schnee mit Ausnahme am Keilberg aber bereits überall abgetaut.
Geringe maximale Schneehöhe auf dem Fichtelberg
Die maximale Schneehöhe auf dem Fichtelberg betrug 63 cm am 11. März 2023. Das ist im Vergleich zu anderen Wintern ein sehr niedriger Wert. In rund 900 Meter Höhe wurden die größten Schneehöhen entweder Anfang Februar oder am 8. März gemessen und waren gegenüber dem Fichtelberg teils nur geringfügig weniger. Im unteren Bergland lagen die maximalen Schneehöhen bei knapp unter 20 cm. Diese wurden entweder Ende Januar, Anfang März oder Mitte Dezember erreicht.
Im unteren Bergland bessere Saison als in Kammlagen
Viele Skigebiete hofften nach den coronabedingten Einschränkungen der Vorjahre auf eine gute Saison. Die Kältephase Mitte Dezember bot vor allem Skigebieten mit Schneekanonen vermeintlich beste Voraussetzungen für eine konstante Skisaison und ein gutes Weihnachtsgeschäft. Das außergewöhnlich milde Wetter zwang dann nach und nach jedes Skigebiet - außer Potucky - den Skibetrieb einzustellen. Der Neustart Ende Januar war dann gerade noch rechtzeitig vor Beginn der Berliner Ferienwoche. Ende Februar mussten viele Skigebiete erneut pausieren, ehe Anfang März nochmals auch einige Skigebiete mit reiner Naturschneeauflage öffnen konnten. Skigebiete mit Kunstschneeunterstützung im unteren Bergland wie Augustusburg und Lößnitz werden eher ein positives Fazit zur Saison ziehen, da die kalten Witterungsphasen doch recht ausgeprägt waren. Für Skigebiete in Kammlagen wie Oberwiesenthal und Klinovec war es dagegen eindeutig eine schlechte Saison. Als "Gewinner" des Winters lässt sich vielleicht das kleine Skigebiet Potucky bei Johanngeorgenstadt bezeichnen, da es in der zurückliegenden Saison eindeutig den schneesichersten Skihang mit dazu ordentlichen Bedingungen bot.
Auch bei den Loipengebieten fällt das Fazit unterschiedlich aus. Manche Gebiete in 550 bis 700 Meter Höhe wie z.B. Frauenstein, Ehrenfriedersdorf oder Grünhain am Spiegelwald konnten vergleichsweise häufig spuren, wenn auch öfters bei nicht optimalen Bedingungen. Auch die Einsiedler Loipe bei Chemnitz war immerhin knapp 2 Wochen nutzbar. Für die eher schneesicheren Gebiete in Kammlagen war es dagegen keine gute Saison. Selten waren die Bedingungen wirklich optimal und die Saison war Mitte März eher früh beendet. Von rund 50 Loipentagen am Fichtelberg und bei Carlsfeld war die Schneelage an der Hälfte der Tage mit rund 20 cm eher grenzwertig und die Bedingungen nur befriedigend bis gut. In der Gesamtsicht der letzten 17 Jahre reiht sich der Winter ins untere Mittelfeld ein.
"Betriebstage" ausgewählter Loipen Wintersaison 2022/23 (Zustand gespurt/gut befahrbar):
Höhenloipe Oberwiesenthal | > 50 Tage |
Talsperrenloipe Carlsfeld | > 40 Tage |
Loipe Bozi Dar - Tellerhäuser | > 40 Tage |
Kammloipe Johanngeorgenstadt - Weitersglashütte | > 40 Tage |
Skimagistrale Cinovec - Nove Mesto | > 40 Tage |
Skimagistrale Pernink - Jeleni | > 30 Tage |
Loipe Pöbelknochen Altenberg/Schellerhau | > 30 Tage |
Loipe Pernink - Abertamy | > 20 Tage |
Bahndammloipe bei Neuhermsdorf | > 20 Tage |
Kammloipe Schöneck - Parkplatz Kielfloßgraben | > 20 Tage |
Loipe Einsiedel bei Chemnitz | > 10 Tage |
Loipennetz Geyerischer Wald | < 10 Tage |
Bahndammloipe bei Holzhau | < 10 Tage |
Loipe Schlettau - Finkenburg | 0 Tage |
Unter Schneesicherheit und Mindestschneehöhe kann der Winter im Vergleich zu den Vorjahren eingeordnet werden. Es ist mittlerweile eine recht umfangreiche Sammlung an Daten und Grafiken entstanden.
Im Laufe des Sommers werden wieder einige Inhalte eine Aktualisierung erfahren auf Basis der Erfahrungen des letzten Winters. Momentan sind einige GPS-Dateien bereits ausgetauscht. Das Loipengebiet Grünhain-Beierfeld am Spiegelwald ist hinzukommen. Einige bereits seit Jahren nicht mehr betriebene Skilifte sind entfernt.
Es sei auch auf die schon länger bestehende kleine Sammlung mehrtägiger Langlauftouren außerhalb des Erzgebirges hingewiesen (Norwegen, Iser- und Riesengebirge, Jura, Böhmerwald), die vielleicht Reiseinspiration sein können.
Informationen zur neuen Skisaison wird es wie gewohnt wieder rechtzeitig zu Beginn des Winters hier auf wintersport-im-erzgebirge.de geben.