Nicht weit von Sachsen entfernt befindet sich im Grenzgebiet zwischen Tschechien und Polen das kleine Isergebirge. Weiter östlich schließt sich das Riesengebirge an. Die hier beschriebene Mehrtagestour führte über 7 Tage von Bedřichov oberhalb der Stadt Liberec (Reichenberg) nach Osten bis zum Kurort Janské Lázně (Johannisbad) im Riesengebirge. Beide Gebirge bieten dabei sehr unterschiedliche Eindrücke: Das Isergebirge ist ideales Langlaufgebiet in einer Höhenlage von rund 700 bis 1100 Metern. Die Loipen verlaufen auf breiten Waldwegen und sind sehr regelmäßig gespurt. Der Isergebirgslauf gehört dabei zu den bekanntesten Volksläufen außerhalb Skandinaviens und des Alpenraums. Die Isergebirgsskimagistrale verbindet die verschiedenen Orte rund um das Isergebirge. Rund um Klein- und Groß-Iser bietet sich eine wunderschöne Hochmoorlandschaft. Das Riesengebirge dagegen ist deutlich schroffer mit steil abfallenden Tälern. Die höchsten Gipfel liegen oberhalb der Baumgrenze. Markierte Skiwege entlang des Hauptkamms sind zwar vorhanden, jedoch nicht immer gespurt in einem anspruchsvollen Gelände. Der Streckenvorschlag hier für Tag 5 und Tag 6 richtet sich daher an erfahrene Skilangläufer. Im Riesengebirge existiert ebenso eine querende Magistrale, diese führt jedoch nicht über den Hauptkamm, sondern weiter südlich entlang mit entsprechend vielen Höhenmetern.

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Skilanglauf im Isergebirge

Übersicht Tour Iser- und Riesengebirge

Gesamtlänge:

155 km

Höhenlage:

700-1600 m

Schwierigkeitsgrad:

Schwer

Gespurt für:

insgesamt nur Klassik, Teilstrecken auch für Skating präpariert

Präparierte Strecke:

im Optimalfall 85% der Strecke maschinell gespurt

Streckentabelle Tour Iser- und Riesengebirge

Höhe Kilometer Station
1 740m 0 Bedřichov (Friedrichswald)
2 740m 19 Bedřichov
3 860m 53 Jizerka (Klein-Iser)
4 890m 88 Jakuszyce
5 1200m 115 Hotel Spindlerbaude (Špindlerova Bouda)
6 1120m 143 Pec pod Sněžkou (z.B. Bergbaude Krakonoš)
7 700m 155 Janské Lázně (Johannisbad)

Übernachtung in Hotels und Pensionen

Riesen- und Isergebirge sind touristisch gut erschlossen. Es existieren mehrere Übernachtungsmöglichkeiten entlang der Strecke in Form von Hotels, Pensionen oder typischen Bergbauden vor allem im Riesengebirge. Insgesamt sind die Übernachtungspreise geringer als in Deutschland. Zum Zeitpunkt der Tour eine Woche vor Weihnachten war fast überall ein Zimmer frei. Problem war eher, dass einige Unterkünfte vor Weihnachten geschlossen waren. In der Hauptsaison um Weihnachten und Ende Januar bis Ende Februar sind viele Unterkünfte sehr gut gebucht. Hier sollte man im Voraus reservieren.

An- und Abreise

Die Anreise erfolgte in meinem Fall per Zug aus Richtung Dresden über Zittau und dann kurz über polnisches Staatsgebiet in die Tschechische Republik. Ziel ist Liberec (Reichenberg), größte Stadt in Nordwestböhmen und in der Vergangenheit bereits Austragungsort der Nordischen Skiweltmeisterschaften 2009. Ein Stadtbus fährt vom Busbahnhof regelmäßig durch die Stadt hinauf nach Bedrichov, dem Startort der Langlauftour. Alternativ ist auch eine Taxifahrt nicht allzu teuer. Die Rückreise erfolgte per Bus ab Janské Lázně über Jičín nach Liberec. Anschließend ging es über Zittau zurück Richtung Dresden. Alternativ kann man mit dem Bus auch bis Prag fahren und ab da mit Zug oder Bus u.a. nach Dresden oder Chemnitz fahren.

Weitere Tipps zur Tour durchs Iser- und Riesengebirge

- Loipenkarte auf dem Smartphone: Die App Mapy.cz ist sehr empfehlenswert mit detaillierten topographischen Karten, die offline gespeichert werden können. Eine Winteransicht ist in der kalten Jahreszeit verfügbar, die alle Loipen anzeigt (inkl. aktueller Loipeninformationen). In Tschechien werden dabei eigene Daten verwendet, in Deutschland und Polen OSM-Daten analog wie bei opensnowmap.org.
- Aktuelle Loipeninformationen: Die Webseiten Bilestopy.cz und Skimapa.cz integrieren Loipengebiete und zeigen in Echtzeit an, wo welche Loipen zuletzt gespurt wurden. Mittlerweile ist bilestopy.cz etwas verbreiteter. Alternativ werden die aktuell gespurten Loipen auch in roter Farbe in Mapy.cz (Web/App) angezeigt.
Wetter: Für Tschechien passen durchaus die Vorhersagen von z.B. wetteronline.de.
ÖPNV: Aktuelle Bus- und Bahnfahrpläne/-zeiten sind auf Idos.cz verfügbar. Tipp: Das Sachsen-Böhmen-Ticket ist deutlich günstiger bei Kauf in Tschechien als in Sachsen.
Ausrüstung: Da sowohl Iser- als auch Riesengebirge gut erschlossen sind, kann man die Packliste hinsichtlich Verpflegung und Ausrüstung relativ klein halten. Nicht auf jeder Etappe ist immer passend in der Etappenmitte eine Einkehrmöglichkeit vorhanden. Etwas Proviant und vor allem warme Getränke sollten immer dabei sein.
Streckenplanung: Abgesehen von Tag 4 bieten alle beschriebenen Etappen Abkürzungsmöglichkeiten und können auch anders aufgeteilt werden. Die beschriebene Loipentour ist vergleichsweise schneesicher und kann je nach Großwetterlage zwischen Mitte Dezember/Anfang Januar und Ende März durchgeführt werden.
Papierkarten: Die Ausschildung vor Ort ist zum Teil ausgezeichnet mit Loipenkarten an wichtigen Loipenkreuzungen und Entfernungsangaben. Wer auf Papierkarten nicht verzichten möchte, dem bietet der tschechische ShoCart-Verlag Wintersportkarten fürs Iser- und das Riesengebirge an:

1. Jizerské hory lyžařská mapa 1:60.000 (Isergebirge)
2. Krkonoše lyžařská mapa 1:60.000 (Riesengebirge)

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Auf dem Hauptkamm des Riesengebirges

Die einzelnen Etappen

Tag 1: Bedřichov verfügt über eine Vielzahl an Unterkünften (die gewählte Unterkunft war Pension Hela mit deutschsprachigem Gastwirt). Da ich erst mittags ankam, folgte an diesem Tag nur noch eine kleinere Rundtour mit Start und Ziel in Bedrichov - optimal zum Einlaufen am Anfang der Wintersaison. Mitte Dezember reichte die Schneelage in 750 Metern gerade so zum Skilanglauf in dieser Region und es war nicht das komplette Loipennetz gespurt. Neben der vorgeschlagenen Route sind beliebig größere und kleinere Runden nördlich und östlich des Ortes möglich. Vor allem am Wochenende muss auf den Hauptstrecken nahe Bedrichov mit vielen Besuchern gerechnet werden.

Tag 2: Am zweiten Tag war die Strecke zunächst identisch wie der Rückweg vom Vortag vorbei an der Freifläche Nová Louka mit der Einkehrmöglichkeit Šámalova chata. Anschließend führte die Loipe am markanten Berg Jizera vorbei zur Baude Smědava, die allerdings vor Weihnachten noch geschlossen war. Im Winter endet hier die geräumte Straße, in südlicher Richtung ist auf der Straße eine Loipe gespurt. Anschließend ging es nochmals bergauf bis zur wunderschönen Hochmoorlandschaft bei Klein-Iser. Der malerisch gelegende Ort ist bekannt für das Misthaus, in dem Gustav Ginzel lebte. Unterkunft in meinem Fall war das Hotel Panský dům (Herrenhaus). Am Nachmittag erfolgte noch eine kleine Extrarunde in südlicher Richtung bis oberhalb von Polubný. Die gesamte Strecke verläuft auf breiten Waldwegen und wird sehr regelmäßig gespurt. Achtung: In Jizerka (Klein-Iser) gibt es nur wenige Unterkünfte.

Tag 3: Kaiserwetter am dritten Tag. Es geht nun zunächst wieder nach Nordwesten. Bis unterhalb der Tafelfichte (Smrk), dem höchsten Berg im tschechischen Teil des Iser-Gebirges, war noch gespurt. Ich habe einen direkten Aufstieg auf den Berg gewählt und dabei die Ski getragen. Bei viel Schnee sollte man lieber den längeren Weg nehmen, wie auf mapy.cz eingezeichnet. Auf dem 1124 Meter hohen Berg existiert ein Aussichtstum. An diesem Tag bestand eine herrliche Fernsicht, u.a ins Neißetal nach Norden und aufs Riesengebirge im Osten. Anschließend ging es bergab über die Grenze nach Polen (technisch schierig, da schmaler, ungespurter Weg mit Nassstellen). Kurze Zeit später erreicht man wieder die gespurte Loipe. Über das Iser-Tal führte die Loipe (nicht immer gespurt) bis zur beliebten Einkehrmöglichkeit Orle, einer ehemaligen Glashüttensiedlung. Anschließend ging es noch über einen kleinen Umweg bis nach Jakuszyce. Der Ort nahe der polnisch-tschechischen Grenze ist einer der bedeutendsten Langlaufgebiete in Polen. Hier existiert auch ein Biathlonstadion und zahlreiche Sportloipen. Die Übernachtung erfolgte dazu passend im Hotel Biathlon.

Tag 4: Nach drei Tagen im Isergebirge ging es nun ins Riesengebirge. Unterhalb von Jakuszyce musste ich für ca. einen Kilometer die Ski entlang der viel befahrenen Passstraße tragen. Kurz nach dem Grenzübergang auf tschechischer Seite begann dann wieder die Loipe (an diesem Tag nicht frisch gespurt). Alternativ müsste man bergab bis nach Harrachov fahren, was bei der damaligen Schneelage keine gute Alternative war. Der Weg führte dann längere Zeit bergauf, anschließend am Hang entlang oberhalb von Harrachov. An der Bergbaude "Vosecká bouda" erreicht man dann die kahle Kammlandschaft des Riesengebirges (vor Weihnachten damals noch geschlossen). Einkehr (und potenzielle Übernachtungsmöglichkeit) war wenig später an der Elbequelle (Labská bouda) - ein riesiges Gebäude im sozialistischen Stil. Die anschließende Strecke ist nur erfahrenden Skilangläufern zu empfehlen - streckenweise müssen die Ski getragen werden, es handelt sich eher um Gelände für "Tourenski". Die offizielle Riesengebirgsskimagistrale als Alternativroute führt ins Elbetal nach Spindlermühle (Špindlerův Mlýn). Ich bin am Hang entlang knapp unterhalb des Hauptkamms auf einem mit Stangen markierten Weg gelaufen, vorbei an den Bauden "Martinova bouda" und "Petrova Bouda" (in Bau) bis zur Spindlerbaude direkt auf dem Gebirgskamm oberhalb von Spindlermühle. In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich noch 3 weitere Unterkunftsmöglichkeiten.

Tag 5: Immer noch traumhaftes Wetter. Es geht auf einem mit Stangen markierten Weg zunächst steiler bergauf, später durch teils dichte Latschenkiefernwälder - auch hier müssen die Ski streckenweise getragen werden. Anschließend geht es über Freiflächen vorbei an den Bauden "Luční bouda" und "Slezská bouda". Es folgte ein Anstieg zu Fuß auf den höchsten Berg des Riesengebirges, die 1603 Meter hohe Schneekoppe (Achtung: häufig vereister Weg). Den gleichen Weg habe ich dann bis zur Luční bouda zurück genommen - bei schlechtem Wetter kann man sich den Umweg auf die Schneekoppe sparen. Nach einer Einkehr in der "Luční bouda" ging es nach kurzem Anstieg in langer Abfahrt bergab. Dabei passiert man mehrere Bergbauden als Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten. Hier besteht auch wieder eine gespurte Loipe. Die letzten Kilometer geht es nun entlang der Riesengebirgsskimagistrale bis oberhalb von Pec pod Sněžkou. Ich hatte die einfache Baude Krakonoš als Unterkunft gewählt. In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich weitere Übernachtungsmöglichkeiten.

Tag 6: Am letzten Tag stand noch ein kurzes Teilstück hinab nach Janské Lázně (Johannisbad) an. Unterhalb des Bergs Černá hora erreicht man ein Skigebiet. Nach Querung einer ersten Skipiste gelangt man an einen Schlepplift. Achtung: Hier dreht die Loipe zunächst nach links! Nach Querung zweier weiterer Skipisten geht es im Wald bergab bis an den Ortsrand von Janské Lázně (hier nochmals Pistenquerungen), wo 1925 bereits die Nordischen Skiweltmeisterschaften stattfanden. Die Hauptbushaltestelle befindet sich am Kurpark in der Ortsmitte. Anschließend bin ich mit dem Bus zurück nach Liberec gefahren und dann mit dem Zug nach Sachsen. Wer nicht unbedingt in Liberec das Auto abgestellt hat, kann auch eine der zahlreichen Verbindungen über Prag wählen.

Hinweise zur Tourenplanung bei Nutzung der offiziellen Skimagistralen

Das Isergebirge ist viel kleiner im Vergleich zum Erzgebirge. Die Isergebirgs-Skimagistrale verbindet sternförmig die verschiedenen Orte am Gebirgsrand, wobei die Einstiege Bedrichov und Jizerka die schneesichersten Ausgangspunkte darstellen. Nové Město pod Smrkem (Neustadt an der Tafelfichte), Oldřichov v Hájích (Buschullersdorf) und Jablonce nad Nisou (Gablonz an der Neiße) sind unterhalb von 550 Metern gelegen und damit keine besonders schneesicheren Loipeneinstiegspunkte. Von offizieller Seite werden 5 Strecken vorgeschlagen von überschaubarer Länge:

1. Oldřichov v Hájích - Bedřichov (13,5 km)
2. Nové Město pod Smrkem - Baude Smědava (13,3 km)
3. Jablonce nad Nisou - Bedřichov (13,6 km)
4. Harrachov - Baude Smědava (13,6 km)
5. Baude Smědava - Bedřichov (13,7 km)

Die Skimagistrale im Riesengebirge ist ähnlich wie im Erzgebirge eine von West nach Ost verlaufende Magistrale mit einzelnen Nebenzweigen. Die Steckenlänge von Harrachov nach Žacléř beträgt 71 Kilometer. Bei Spindlermühle und Horní Maršov geht es dabei auf langen und recht steilen Abfahrten weit hinunter ins Tal. Die Strecke ist daher nur guten Skiläufern zu empfehlen. Folgende Aufteilung ist beispielsweise möglich:

1. Harrachov - Spindlermühle (26 km)
2. Spindlermühle - Pec pod Sněžkou nahe Pražská bouda (21 km)
3. Pec pod Sněžkou - Žacléř (24 km)

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Blick über die Wolken ins Böhmische Becken bei typischer Inversionswetterlage